Altwerden ist ´was für Tollkühne

Altwerden ist ´was für Tollkühne…
Vortrag der Heilpraktikerin Dr.Bettina Regh-Melcher für „Reden hilft-wenn jemand zuhört“e.V. im Elbschloss an der Bille


Welche Schwierigkeiten bringt das Alter aus der Sicht der Heilpraktikerin für chinesische Medizin?

1. Schwierigkeiten mit dem Stoffwechsel

2. Schwierigkeiten mit Muskeln und Knochen

3. Schwierigkeiten mit den Sinnen: Augen Ohren Nase Mund und Nerven

4. Schwierigkeiten mit der Psyche

Allgemein gilt: ab circa 40 Jahren sinkt der Grundumsatz des Körpers, d.h. für die Erhaltung des Körpers, wie er ist, braucht der Körper weniger Kalorien als vorher. Das führt zu Übergewicht, aus Sicht der Evolution zu größeren Überlebenschancen für ältere Menschen.

In unserer Luxus-Gesellschaft, in der wir jederzeit Essen bekommen können, führt das leider oft zu unerwünschtem Übergewicht..

Außerdem verändert sich die hormonelle Lage des Körpers sowohl für Frauen als auch für Männer mit dem Älterwerden deutlich. Das hat Auswirkungen auf den gesamten Stoffwechsel.

Daraus ergibt sich aus Sicht der chinesischen Medizin (TCM) das größte Problem aller älteren Menschen im gesättigten Europa und auch in den USA: zu viel Feuchtigkeit beziehungsweise Schleim im Körper. Schleim ist aus Sicht der chinesischen Medizin verdichtete Feuchtigkeit im Körper, wird der Schleim heiß, entsteht Krebs.

Grund für die Schleimentstehung im Körper sind kaltes Essen und Trinken in den westlichen Ländern und zusätzlich kühlende Medikamente, die im Alter unter Umständen lebenswichtig sind.

 

Rheumatische Probleme:

Rheuma ist ein Oberbegriff für verschiedene Probleme in Gelenken oder Muskeln. Dazu gehören Probleme mit Gicht: Gicht ist die Folge eines Stoffwechselproblem: der Körper nimmt zu viel Stickstoff auf und kann ihn nicht weiter verarbeiten. Stickstoff ist vor allem in eiweißhaltigen Produkten, also in Fleisch, in Ei, in Linsen und Hülsenfrüchten. Der Körper lagert den Stickstoff als Salz in den Gelenken an, wenn davon zu viel im Blut ist.

 Aus chinesischer Sicht sind rheumatische Probleme eigentlich ein Problem von Schleim. Sie entstehen, wenn der Stoffwechsel durch Kälte, Bewegungsmangel und falsches Essen so stark belastet ist, dass er die Stoffwechselprodukte, vor allem die Flüssigkeiten im Körper nicht mehr richtig verarbeiten und entsorgen kann.

Kälte wird heutzutage oft durch Ernährung in den Körper gebracht, dazu kommen bei älteren Menschen eine Reihe von Medikamenten, die ihren Körper kühlen, was auch nötig ist, aber eben auch rheumatische Prozesse mit anschiebt. Dazu gehören zum Beispiel Blutdrucksenker, Cholesterinsenker, entzündungshemmende Medikamente, Hormonpräparate…

 

Welches Essen ist kalt?

Brot, Pizza, Nudeln, Bier, Mineralwasser, vor allem mit Kohlensäure, Pfefferminztee, grüner und schwarzer Tee, Kaffee, Limonade, Säfte aus Citrusfrüchten, Milch und Milchprodukte. In China wird Milch in Teelöffelmenge als Medikament zum Kühlen eingesetzt.

Milch und Milchprodukte bringen viel Feuchtigkeit in den Körper. Auch Süßigkeiten und süsses Essen, also Zucker, Weißmehl und andere einfache Kohlehydrate belasten den Körper. Als junger Mensch kann man/frau das gut wegstecken, aber im Prozeß des Älterwerdens wird das zunehmend problematisch.

Was hilft:
–        Warmes Essen, gekochtes Essen, mildes Essen, insgesamt sollte das Essen mehr Gemüse und Obst als Brot, Reis, Nudeln, Kartoffeln etc enthalten, Fleisch lieber gekocht oder gedünstet als scharf angebraten, 2x in der Woche ca 150 gr Fleisch reicht völlig aus

–        scharfe Gewürze (auch Gewürztees) und scharf Angebratenes und Fettiges fördern Hitzewallungen, einen roten Kopf und Bluthochdruck.

–        Nur eine Brotmahlzeit am Tag!

–        Morgens: lieber Müsli mit warmem Wasser (+ etwas Sahne) oder Saft oder Haferflockenporridge

–        Mittags: Eintöpfe, sanft gegartes Essen,

Wenn man sich in Hals und/oder Rachen verschleimt fühlt, dann sollte man kurmäßig mind 6 Wochen lang morgens und evt auch mittags eine Tasse Spitzwegerichtee trinken. Menschen, die viel frieren, dürfen den Spitzwegerichtee mit Thymian ergänzen. Einzeltee und entsprechende Mischungen gibt es oft in Drogerien als Husten- und Brochialtees.

Zu den rheumatischen Problemen gehören auch:
Arthrose: das ist Gelenkverschleiß, der sehr schmerzhaft sein kann,

Vorbeugung durch regelmäßige Bewegung, die die Gelenke nicht zu stark belastet, ist das wichtigste.

Arthritis, das ist eine Entzündung im Gelenk oder auch in der Muskulatur oder am

Zur Vorbeugung und Behandlung von rheumatischen Problemen, die nicht entzündet und heiß sind, können folgende Kräuter helfen.

Teufelskralle.
Gibt es als Tabletten zum Beispiel bei Aldi, aber auch Drogeriemärkte und Apotheken bieten gute Präparate an. Der Erfolg setzt meist nicht gleich ein, aber mit ein bisschen Geduld setzt nach 2-4 Wochen eine deutliche Besserung ein. Teufelskralle kann und sollte über größere Zeiträume von 3-6 Monaten genommen werden.

Beinwell:
Beinwell ist entzündungshemmend und verbessert die Fließfähigkeit des Blutes. Dadurch werden rheumatische Prozesse aufgehalten oder sogar verbessert.

Sehr zu empfehlen ist die Creme von Weleda, Symphytum decoctum D3 Creme. Ich persönlich ziehe diese Creme den Cremes vor, in denen verschiedene Wirkstoffe kombiniert sind.

Gut gegen alle Probleme dieser Art helfen auch, wie allgemein bekannt:
regelmäßige Bewegung, sei es spazieren gehen, Radfahren, Chi Gong oder Taichi, schwimmen, walken, und andere Sportarten, die den Körper nicht zu stark belasten

Um den Körper optimal zu unterstützen, sollte der Sport mindestens 2 × 40 Minuten am Stück in der Woche ausgeübt werden, aber auch nichts mehr als dreimal in der Woche intensives Training, weil das wiederum zu viel Lebenskraft aus dem Körper zieht, was sich später in Schmerzen und Alterserscheinungen zeigt. Nach 40 Minuten durchgehender leichter Bewegung, bei der man leicht ins Schwitzen kommt, werden zudem körpereigene Schmerzstiller, die Endorphine, ausgeschüttet. Sie reduzieren für 2-3 Tage die Schmerzen, entspannen die Nerven und machen gute Laune.

 

Anschließend ein paar übliche Probleme, mit denen wir beim Älterwerden kämpfen, im Überblick:

Hoher Blutdruck:

Ganz wichtig: Entspannungsübungen jeden Tag: finden Sie heraus, welche Art der Entspannung für Sie persönlich die Beste ist. Da unterscheiden sich die Menschen sehr stark untereinander, für den einen ist progressive Muskelentspannung gut, der andere hasst sie und genießt dafür die Entspannung durch Qi Gong, Tanzen, Feldenkrais…

In der akuten Bluthochdruckkrise kann ½ l rote Beetesaft helfen.


Nachtschweiß:

Das ist ein starkes Zeichen für Erschöpfung. Oft hilft es, Haferkörnerbrühe zu kochen und über 6 Wochen regelmäßig zu trinken. Dazu kocht man 3 Eßl. Haferkörner mit ½ l Wasser auf, lässt sie dann 20 min leise köcheln, anschließend die Brühe abgiessen und trinken.

 

3. Schwierigkeiten mit den Sinnen: Augen Ohren Nase Mund und Nerven

Ginkgo,

benutzt werden die Blätter. Ginkgo verbessert nachweislich die Durchblutung im Kopf und im Gehirn. Das Gingko-Präparat Tebonin im Handel ist gut und sehr teuer, es gibt preiswertere Präparate sowohl im Internet, als auch frei verkäuflich in Drogerien und in Kaufhäusern.

Gingko ist gut gegen Durchblutungsstörungen des Gehirns. Diese können sich äußern in Schwindel, Erinnerungsstörungen, beginnende Demenz, Ohrgeräusche bzw. Tinnitus etc…

Augenprobleme wie Nachtblindheit, Trockenheit, Vorbeugung gegen Makula-Degeneration: dagegen helfen Präparate mit Vit.A wie zum Beispiel Augenfit von www.kraeuterhaus.de

Nasennebenhöhlenprobleme:

Schleim lösen mit Tees oder anderen Schleimlösern, Rotlicht für 1x 20 Min auf den Nasennebenhöhlenbereich,

nicht fest Ausschnauben bei Erkältung, sondern nur mit wenig Druck die Nase reinigen.

Beim festen Ausschnauben öffnen sich beim Loslassen die Eingänge zu den Nasennebenhöhlen und es werden jedes Mal Bakterien in die Nasennebenhöhlen eingesaugt. Da die Nasennebenhöhlen sich nicht selbst reinigen können, tut sich der Körper schwer, die Bakterien dort erfolgreich zu bekämpfen. So kann man sich eine muntere Nasennebenhöhlenvereiterung für Jahre „Anschnauben“.

Herpes:
Versuchen Sie es mit einem Tropfen Melissenöl

 

4. Schwierigkeiten mit der Psyche

Schlafstörungen:

Es gibt Einschlafstörungenund Durchschlafstörungen.

Die Ursachen sind verschieden und müssen deswegen auch verschieden behandelt werden.
Für Durchschlafstörungen empfiehlt sich ein Versuch mit einem Nacht-Tee mit Baldrian und Lavendel, zum Beispiel im „ Träum schön“ Tee von der Firma Teekanne
Für Einschlafstörungen muss man ausprobieren, was gut wirkt, bei manchen ist es Baldrian, bei anderen ist es Passionsblume, oder Hopfen oder eine Mischung davon.

Es empfiehlt sich, Baldrian nicht am Abend zu nehmen, sondern schon morgens und mittags, dann kommt man ruhig durch den Tag, und ist abends nicht zu aufgedreht, um einschlafen zu können. Baldrian hat einen sehr eigenen Geschmack, deswegen ist es für manche angenehmer, ihn in Tablettenform zunehmen.

Empfehlenswerte Präparate sind z.B.:
Valeriana Hevert oder Vivinox day aus Baldrian, Melisse, und Passionsblume. Euvegal aus Baldrian und Melisse.

Bei allen Beschwerden gilt: sollten sie nicht schnell besser werden, so gehen Sie bitte zu einem Arzt und lassen sich gründlich untersuchen.
Depressionen im Alter
Depressionen im Alter sollten auf jeden Fall behandelt werden.

Depression ist eine ernstzunehmende Erkrankung die behandelt werden kann und sollte. Gerade im Alter, wenn die Menschen sagen: „Ich habe keine Lust mehr am Leben“, ist das nicht immer nur ein Ausdruck für schwindende Lebenslust, sondern oft steckt dahinter eine echte Depression.

Die Erfahrungen des Leiters der geriatrischen Abteilung in Ochsenzoll, Claus Wächtler, zeigen, dass 60% Der Menschen, die so etwas äußern, Depressionen haben. Oft denkt man als Hörer dieser Bemerkung: „ich habe keine Lust mehr am Leben“, dass das ja verständlich sei, wenn man alt wird und das Leben beschwerlicher. Dennoch sollte man diesen Satz nicht auf die leichte Schulter nehmen.

Bei leichten bis mittelschweren Depressionen lohnt es sich, Johanniskraut auszuprobieren. Das gibt es als laif 900 in der Apotheke, sowohl frei verkäuflich, wie auch als verschreibungspflichtiges Medikament. Der Wirkstoff Johanniskraut ist mit 900 mg enthalten. Man nimmt eine Tablette am Tag. Das verschreibungspflichtige und das freiverkäufliche Medikament unterscheiden sich nicht in ihren Inhaltsstoffen, sondern nur darin, dass es preiswerter ist, sich das Präparat verschreiben zu lassen, was vor allem für Leute mit wenig Geld und kleiner Rente wichtig ist.

Auch hier ist es wichtig, das Medikament über längere Zeit zu nehmen, Mindestens sechs Monate, bei schweren Depressionen bis zu zwei Jahre. Die geringste Rückfallquote bei Depressionen hatte eine Behandlung mit zwei Jahren Antidepressiva und zusätzlicher Psychotherapie. Auch im Alter kann eine Psychotherapie noch hilfreich und erfolgreich sein.

Bei Johanniskraut gibt es eine unangenehme Nebenwirkung, man kann fotosensibel werden. Das bedeutet: die Haut reagiert bei Sonneneinstrahlung mit Sonnenbrand oder ähnlichem Hautempfindlichkeiten. Deswegen sollte man im Sommer mit der Einnahme von Johanniskraut vorsichtig sein. Sollten Hauterscheinungen auftreten, sollte das Johanniskraut abgesetzt werden. Manchmal hilft es allerdings auch schon, die Haut zu schützen, mit Stoff oder mit starken Sonnenschutzcremes.

Auch wichtig im Zusammenhang mit Depressionen: in unseren Breiten kann es oft zu Vitamin-D-Mangel kommen, besonders im Winter. Vitamin-D-Mangel kann Müdigkeit, Lustlosigkeit und Depressionen auslösen. Dagegen kann schon helfen, täglich für 20 Minuten in die Sonne zu gehen, auch im Winter, oder sich eine entsprechende Tageslichtlampe zu kaufen, vor die man sich jeden Tag für 20 Minuten setzen kann. Diese Tageslichtlampen gibt es im Handel z.B. von Phillips für ca 150€, solch eine Lampe ist ungefähr so groß wie zwei DIN A4-Blätter.

Hilft weder Johanniskraut noch Lichttherapie, dann sollte man sich nicht scheuen, einen Facharzt aufzusuchen. Die heutigen Antidepressiva machen nicht mehr nur müde und dick. Es gibt eine Reihe von wirklich sehr hilfreichen Präparaten.

Die meisten Hausärzte sind allerdings mit der Verschreibung von Antidepressiva überfordert. Es ist daher wichtig, sich bei Fachleuten Rat zu holen, dazu gehören Psychiater, Nervenfachärzte und Psychotherapeuten.

Mein Tipp fürs Älterwerden:

Regelmäßigkeit in Allem:
In der Bewegung, beim Essen, im Kontakt mit Freunden, in der Pflege des Körpers, in der Pflege des Geistes.

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