Hauterkrankungen: Neurodermitis, atopisches bzw. endogenes Ekzem

Neurodermitis ist eine Ausdrucksform des endogenen oder atopischen Ekzems. Das endogene Ekzem ist eine Grunderkrankung, die sich sowohl auf der Haut als auch auf der Schleimhaut zeigen kann. Die Veranlagung dazu ist genetisch festgelegt und wird vererbt.

Die Ausdrucksformen diese Erkrankung sind allgemein bekannt: juckende und gerötete Haut in den Ellenbogen, in den Kniekehlen, aber auch überall anderswo am Körper, typisch z.B. auch auf den Augendeckeln und rund ums Auge herum, allgemein trockene Haut. Die trockene Haut kann durchlässig werden, so dass Gewebewasser austritt. Langfristig verdickt sich die Haut und zeigt oft schmerzhafte Risse (Lichenifizierung).

Schon bei Babys zeigt sich die Veranlagung zum endogene Ekzem durch Milchschorf auf der Kopfhaut,  der mit dem Älterwerden verschwindet. Später entstehen Heuschnupfen und Asthma, wenn die Veranlagung auf die Schleimhäute geht, oder Neurodermitis, wenn sie auf die Außenhaut geht.

In der chinesischen Medizin ist  Neurodermitis schon Jahrhunderte lang bekannt. Sie wird „Wind der vier Beugen“ genannt, chinesisch: „si wan feng“, gemeint sind Ellenbeuge und Kniekehlen. Es gibt viele chinesische Kräuterrezepte, die die erkrankte Haut innerlich und äußerlich behandeln. Ist die Haut zum Beispiel sehr rot, sind das Anzeichen für Hitze im Körper. Also gibt man Kräuter gegen Hitze in die Rezeptur. Ist der Farbton der Haut mehr bläulich, wird das als Blutstagnation gesehen. Dann gilt es, das Blut zu bewegen und zu nähren.

Ist der Juckreiz sehr ausgeprägt oder ist die Haut sehr schuppig, spricht man in der chinesischen Medizin von „Wind“. Wind dringt überraschend in den Körper ein, so wie der Windstoß in der Natur unvorhersehbar ist. Und dementsprechend enthalten die Rezepte Kräuter gegen Wind. Das Konzept „Wind“ in der chinesischen Medizin entspricht in etwa dem plötzlicher Auftauchen von Symptomen, wie wir sie durch Bakterien- und Virenerkrankungen oder durch Pollen in der Luft kennen. In früheren Zeiten konnte man natürlich diese kleinen Lebewesen nicht erkennen, aber die Symptome beschrieben: Niesen, Husten, Juckreiz, Gliederschmerzen…

Die chinesische Medizin bezieht neben den Symptomen auf den Haut innere Ungleichgewichte durch die angeborene Konstitution und durch äußere Einflüsse in die Behandlung mit ein. Die Konstitution von Neurodermitikern zeigt oft eine Schwäche im Verdauungssystem und/oder im Lungenbereich. Äußere Einflüsse können Faktoren wie Stress, Nahrungsmittel, Getränke, Wetter und die individuelle Lebensweise sein.

Die Patientin/der Patient bekommt Kräuterrezepte, die individuell für seine/ihre Situation zusammengestellt werden. Ändert sich die Haut, wird das Kräuterrezept angepasst. Man beginnt mit Rezepten, die die quälenden Symptome lindern. Sind Haut und Symptome (wie z.B. Jucken) besser geworden, wird der Fokus der Behandlung stärker auf die Konstitution gelegt. Gibt es zum Beispiel konstitutionelle Probleme im Verdauungsbereich, biete ich eine individuelle Ernährungsberatung an. Die Ernährungs-Docs haben uns ja mittlerweile gezeigt, wie nützlich das sein kann.

Baumrinde


Jeder Mensch ist anders, so wie etwa die Baumrinde von Baum zu Baum unterschiedlich ist, und so ist jedes Kräuterrezept anders, entsprechend dem aktuellen Zustand des Patienten.

Neurodermitis wird in erster Linie mit Kräutern behandelt. Akupunktur kann zu Beginn der Behandlung zusätzlich hilfreich sein, weil sie dem Körper Impulse gibt, die langfristig durch die Kräuter verstärkt werden.

In Absprache mit den Patienten können die Kräuter in verschiedenen Formen eingenommen werden. Heutzutage kann man  individuelle chinesische Kräuterrezepte in Apotheken als Konzentrate oder als Granulate herstellen. Sie werden als Tee getrunken. Wenn es dem Patienten sehr schwer fällt, die seltsamen Geschmäcker der Tees zu ertragen, ist eine Einnahme in Tablettenform möglich. Allerdings wirken Konzentrate und Granulate erfahrungsgemäß schneller und intensiver.

Patienten kommen oft erst in meine Praxis, wenn sie schon alle westlichen Behandlungsmethoden wie Steroide, befeuchtende Lotionen, Antiallergika etc. ausprobiert haben. Ist die Haut stark geschädigt, dauert die Behandlung oft 6-9 Monate. Das klingt sehr lang, aber es lohnt sich, durchzuhalten! Schließlich sind auch die Symptome oft jahrelang vorhanden. Ganz ausheilen kann man die Erkrankung natürlich nicht, da sie ja in den Genen verankert ist, aber es ist möglich, die Symptome zu reduzieren und evt. sogar zum Verschwinden zu bringen.

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